EUBeKo

Direkt zum Seiteninhalt
Welche möglichen Faktoren können Entscheidungen in der Kommune beeinflussen?
Das Entscheidungsverhalten kommunaler Entscheidungstragender lässt sich in Anlehnung an sozial-ökologische Modelle [1,2] auf unterschiedlichen Ebenen unterscheiden: individuell, soziokulturell, institutionell, kommunal sowie politisch bzw. gesetzgebend (Bundes- und Landesebene). Jede dieser Ebenen umfasst eine Vielzahl an Einflussfaktoren, welche tragend für eine erfolgreiche Überzeugungsarbeit hin zur kommunalen Gesundheits- und Bewegungsförderung sind.
Einflussebenen des Entscheidungsverhalten (Eigene Darstellung in Anlehnung an Bartholomew Eldredge et al. (2016) und Bucksch et al. (2010))
Die Einteilung dieser Ebenen basiert auf den Ergebnissen, die im Rahmen des Forschungsprojekts EUBeKo generiert werden konnten.
Auf institutionell, kommunaler sowie politisch bzw. gesetzgebender Ebene sind hauptsächlich strukturelle Rahmenbedingungen zu finden, die Entscheidungsprozesse beeinflussen. Dies sind z. B.

Auf Bundes- und Landesebene:
  • Gesetze und rechtliche Vorgaben (Gibt es gesetzliche Vorgaben, die zu beachten sind?)
  • Förderprogramme und Finanzierungshilfen (Welche finanzielle Mittel stellt der Bund oder das Land zur Verfügung?)
  • Politische Impulse und Trends

Auf kommunaler Ebene:
  • Leitbild der Kommune (Wie gut passt das geplante Vorhaben zum Leitbild der Kommune?)
  • Finanzielle Mittel der Kommune (Hat die Kommune finanzielle Mittel für das Vorhaben zur Verfügung?)
  • Außenwirkung der Kommune (Wie wirkt die Kommune auf andere Kommunen oder Personen, wenn ein solches Vorhaben umgesetzt werden soll?)
  • Örtliche Gegebenheiten/Spezifika der Kommune (Was kann räumlich umgesetzt werden?)
  • Aktuelle Themen der Kommune (Welche Themen stehen momentan auf der Agenda der Kommune?)

Auf institutioneller Ebene:
  • Zuständigkeiten (der Ämter) (Gibt es klare Zuständigkeiten, die sich dem Thema Gesundheitsförderung und/oder Bewegungsförderung annehmen?)
  • Bestehende Möglichkeiten zum Einbringen von Themen (Welche Strukturen gibt es, damit ich Themen an die jeweiligen Gremien herantragen kann?)
  • Parteizugehörigkeit (Spielt die Parteizugehörigkeit eine Rolle bei der Entscheidungsfindung?)

Auf der soziokulturellen Ebene spielen die folgenden Einflussfaktoren eine Rolle für das Treffen von Entscheidungen [3]:
  • Soziale Unterstützung, also ein Prozess des Austauschs von materiellen und immateriellen Gütern und Dienstleistungen; z. B. Vertrauen auf die Meinung anderer, Austausch, Anhörung, Meinungen einholen
  • Soziale Integration, die bedeutet, dass Menschen u. a. emotional auf den Kontakt und den Austausch mit anderen Menschen sowie auf deren Anerkennung reagieren; z. B. Persönlichkeit des Gegenübers spielt eine Rolle bei Entscheidungen
  • Sozialer Druck, meint das konforme Handeln mit akzeptierten sozialen Normen, um Anerkennung zu bekommen oder Konflikte zu vermeiden; z. B. Partei bittet, sich zu bestimmten Themen zu engagieren, „Druck auf dem Kessel“
  • Soziale Norm bzw. Werte einer Gesellschaft; z. B. Empfinden einer Gruppe, nach Meinung von anderen richten

Letztendlich spielen aber auch individuelle Einflussfaktoren der jeweiligen Entscheidungstragenden eine wichtige Rolle bei der Entscheidungsfindung. Diese können z. B. sein:
  • Einstellung (Welche Einstellung hat die entscheidungstragende Person gegenüber einem bestimmten Thema (z. B. Natur, Umwelt)?)
  • Ergebniserwartung (Hat das Vorhaben bspw. einen Nutzen für die Allgemeinheit oder die Weiterentwicklung der Kommune?)
  • Wissen (Welche Rollen spielen z. B. Daten und Fakten bei der Entscheidungsfindung?)
  • Emotionen (Welches Empfinden gibt es gegenüber einem bestimmten Thema? Welche Rolle spielt das eigene Bauchgefühl?)
  • Persönlicher Nutzen (Inwiefern nutzt die Unterstützung des Vorhabens der eigenen Reputation?)
  • Wahrgenommene Einflüsse durch andere (Inwiefern beeinflusst die Meinung der anderen? Wird die eigene Meinung trotz Hindernisse vertreten?)
  • Prägung, Sozialisation und Biografie (Welche Rolle spielt der eigene Lebenslauf und die biografische Prägung?)
Quellen:
1. Bartholomew Eldredge LK, Markham CM, Ruiter RAC, Fernández ME, Kok G, Parcel GS (2016). Planning health promotion programs: An intervention mapping approach. San Francisco, CA: Jossey-Bass a Wiley Brand.
2. Bucksch J, Finne E, Geuter G (2010). Bewegungsförderung 60+. Theorien zur Veränderung des Bewegungsverhaltens im Alter - eine Einführung. LIGA.Fokus 10. LIGA.NRW: Düsseldorf.
3. Klärner A, Gamper M, Keim-Klärner S, Lippe H, Moor I, Richter M, Vonneilich N (2020). Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten – eine neue Per-spektive für die Forschung. Wiesbaden: Springer VS.
Zurück zum Seiteninhalt