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Phase 1 - Problemdefinition
In der ersten Phase wird ein gesundheitliches Problem mit seinen Ursachen als Legitimationsgrundlage beschrieben. Unter einem gesundheitlichen Problem verstehen wir gesundheitliche Beeinträchtigung (z. B. ein bestimmtes Krankheitsbild wie den Altersdiabetes) oder gesundheitliche Themenfelder (wie z. B. Herz-Kreislauferkrankungen oder psychische Gesundheit), die für einen Großteil der Bewohner:innen von Relevanz sind.
Folgende konkrete Arbeitsschritte sind hierbei vorgesehen:
1. Wie wird das Gesundheitsproblem identifiziert?
Im ersten Schritt der Problembestimmung können zunächst wissenschaftliche Studien und lokale, regionale und/oder nationale Daten (z. B. Gesundheitsberichterstattung) herangezogen werden. Dieser Schritt dient der Schaffung eines ersten Überblicks über die gesundheitliche Lage der Bevölkerung, sowohl national, als auch regional. So können mögliche wichtige Themen identifiziert werden, die es mittels einer Maßnahme zu adressieren gilt.
Ein mögliches Gesundheitsproblem ist z. B. Übergewicht von Kindern im Grundschulalter. Passende Quellen können z. B. die „Studie zu Gesundheit von Kindern und Ju-gendlichen in Deutschland (KiGGS Welle 2)“ des Robert-Koch-Instituts und Gesundheits- oder Soziallagenberichte aus Kommunen sein, um Daten zum Übergewicht bei Kinder und Jugendlichen auf gesamtdeut-scher, regionaler und lokaler Ebene extrahieren und aufbereiten zu können.
Beispielsweise kann die Auswertung der Analysen zeigen, dass der Anteil übergewichtiger Kinder und Jugendlicher im Stadtteil mit 10% kaum von den gesamtdeutschen Ergebnissen abweicht. Betrachtet man ergänzend den Anteil der Kinder mit Adipositas, so zeigt sich, dass der Anteil dieser Kinder 1,2-2,1% über dem deutschen Referenzwert liegt (immer im Vergleich zu KiGGS).
2. Welche Einflussfaktoren (Gesundheitsdeterminanten) beeinflussen das Gesundheitsproblem?
Sobald ein mögliches Gesundheitsproblem benannt wurde, geht es darum Einflussfaktoren, sogenannte Gesundheitsdeterminanten, zu identifizieren. Das Regenbogenmodell nach Dahlgren & Whitehead (1991) soll eine Vielzahl an potenziellen Einflussfaktoren auf ein Gesundheitsproblem auf der Ebene des Individuums, der sozialen Umwelt, der Lebensbedingungen sowie der sozioökonomischen, kulturellen und physischen Umwelt verdeutlichen:
Gesundheitsdeterminanten (Fonds Gesundes Österreich nach Dahlgren, G., Whitehead, M. (1991))
Wie werden die potenziellen Einflussfaktoren nun konkret zusammengestellt?
  • In einem ersten Schritt können Einflussfaktoren gebrainstormt werden und sollten dann durch eine Bestands-, Bedarfs- und Bedürfnisanalysen angereichert werden.
  • Je nach Verfügbarkeit von Daten ist in diesem Schritt die Durchführung kleinräumiger Erhebungen zum Gesundheitsproblem und den möglichen Einflussfaktoren mittels Bürger:innenbeteiligungsverfahren, Audits oder quantitativer und qualitativer Befragungen notwendig (mögliche Methoden und Instrumente finden Sie hier). Um mehr zum Gesundheitsproblem „Übergewicht“ und den Einflussfaktoren herauszufinden, können beispielsweise Eltern von Kleinkindern im Stadtteil mittels einer Fragebogenerhebung zum Gewichtsstatus und möglicher Ursachen (z. B. Einschätzung ihres Bewegungs- und Ernährungsverhaltens etc.) gebeten werden.

Hier ein paar Beispiele für Einflussfaktoren zum Gesundheitsproblem „Übergewicht bei Kindern im Grundschulalter“, die sich aus der Analyse von Daten und Expertisen aus der Planungsgruppe ergeben:
3. Auf die Beeinflussung welcher Gesundheitsdeterminante wird sich warum festgelegt?
Da im Rahmen eines Projektes nicht alle Einflussfaktoren auf das Gesundheitsproblem adressiert werden können, bietet es sich an, zunächst eine Auswahl an Einflussfaktoren zu treffen, die verändert werden sollen.
Somit ist der Handlungsbedarf zur Reduktion von Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen im Stadtteil begründet. Übergewicht ist in vielen Fällen auf eine unzureichende Energiebalance zwischen Energieaufnahme und -verbrauch zurückzuführen. Die Ergebnisse aus der Fragebogenerhebung von Kindern und Jugendlichen im Stadtteil zeigen, dass diese sich gemessen an den Nationalen Empfehlungen für Bewegung und Bewegungsförderung zu wenig bewegen. Deshalb ist es in diesem Fall sinnvoll, das Bewegungsverhalten genauer in den Blick zunehmen, zumal über den energieverbrauchenden Aspekt hinaus sich mehr Bewegung auch auf das Herzkreislaufsystem, die Knochenfestigkeit und psychische Gesundheit unmittelbar positiv auswirkt.
4. Welche Akteur:innen werden für eine erfolgreiche Projektumsetzung benötigt?
Um das Projekt konkret zu planen und das Bewegungsverhalten von Kindern und Jugendlichen positiv zu beeinflussen, bedarf es einer sektorenübergreifenden und interdisziplinären Kooperation mit unterschiedlichen Fachpersonen sowie die Einbeziehung von Bevölkerungsgruppen aus unterschiedlichen Gesellschaftsbereichen (Partizipation). Die Akteur:innen der Planungsgruppe werden quasi themenspezifisch ergänzt bzw. zur Unterstützung im weiteren Prozess ergänzend herangezogen. Die Identifizierung dieser weiteren, spezifischen Akteur:innen kann im Rahmen einer Stakeholderanalyse durch die Planungsgruppe geschehen. Stakeholder sind Menschen, die in irgendeiner Art und Weise vom Projekt betroffen sind. Weitere Informationen hierzu finden Sie im Leitfaden „Lobbyarbeit in der Kommune am Beispiel der Bewegungsförderung“.

Beispiele für Personen, die in ein Projekt zur kommunalen Bewegungsförderung von Kindern und Jugendlichen einbezogen werden sollten:
  • Zielgruppe (Kinder und Jugendliche des Stadtteils)
  • Eltern, Erziehungsberechtigte und Familien
  • Akteur:innen aus der Kinder- und Jugendarbeit (z. B. Kindergärtner:innen und Lehrer:innen, Sozialarbeiter:innen, Anbieter:innen von Freizeitangeboten für Kinder und Jugendliche, etc.)
  • Akteur:innen aus Politik und Verwaltung (z. B. aus dem Jugendamt und Gesundheitsamt der Kommune, Fachbereich Bildung, Fachbereich Sport und Freizeit, Fachbereich Geoinformation und Stadtplanung, etc.)
  • Kommunale Entscheidungstragende (z. B. Gemeinderat der Kommune)
  • Mittelgeber:innen (z. B. Stiftungen)
  • Kooperationspartner:innen (z. B. Hochschulen, lokal ansässige Unternehmen)

5. Wie und an wen werden die Ergebnisse präsentiert?
Die Erkenntnisse aus den Recherchen und den Erhebungen vor Ort können in einer Präsentation aufbereitet und dem Gemeinderat der Kommune sowie anderen einzubeziehenden Akteur:innen für eine ersten Sensibilisierung zum Gesundheitsproblem (z. B. Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen) und möglichen Ansatzpunkten (z. B. Bewegungsförderung im Stadtteil) vorgestellt werden, um bereits frühzeitig mit den Entscheidungstragenden in Kontakt zu kommen. Anschließend wird der weitere Prozess konkret geplant und die erste Phase ist mit der Präsentation der Ergebnisse abgeschlossen.
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